Was will das Leben?

Im Leben geht es nicht darum, alles perfekt zu machen,
immer nur tolle Erlebnisse zu haben und
seine Träume zu verwirklichen.
Im Leben geht es um das Hier&Jetzt. 
Das Leben sollte roh&unverpackt sein,
gnadenlos reinhauen
und voller emotionaler Achterbahnfahrten sein
Das Leben will gelebt werden.





Immer noch jung

Lang lang ist es her, seit ich das letzte Mal ein Gedicht geschrieben habe. Das liegt daran, dass ich so etwas nicht erzwinge. In unregelmäßigen Abständen kommt so etwas einfach zu mir. Meistens dann, wenn mir langweilig ist. Das kam in den letzten Monaten nicht mehr so oft vor. Aber jetzt habe ich wieder die Zeit dafür. Ich hoffe, es gefällt euch.


Blick in die Zukunft
Die geregelten Bahnen, der geebnete Weg vor mir
Etwas abseits Berge und Täler, Meere und Wüsten
Und Abzweigungen
Grenzenlose Möglichkeiten. 
"Aus dir wird mal was", sagen sie 
Weil ich immer noch jung bin

Die Last auf den Schultern und
Die Erwartungen der Anderen
Wiegen viel. Manchmal
Am allerschwersten der Druck
In mir selbst
"Aus mir muss etwas werden", sage ich
Weil ich immer noch jung bin

Wenn ich zurückschaue
Liegt da noch gar nicht so viel
Aber trotzdem
sind die Erfahrungen wertvoll
und besonders und lehrreich
"Du musst noch viel lernen", sagt mein Leben
Weil ich immer noch jung bin

Wenn ich mich umsehe
Liebe und Unterstützung
Aber auch
Ehrgeiz und Konkurrenz
Dabei gibt es noch so viel zu erleben
"Du hast Zeit", flüstert mein Herz
Weil ich immer noch jung bin 


Guilt Trip

"Du erkältest dich noch."
"Lass mich", erwiderte sie gereizt und streifte die dünne Jacke über. 
Anstatt zu antworten schüttelte er bloß verständnislos den Kopf. 
"In drei Stunden bin ich zurück", rief sie ihm noch im Hinausgehen zu. 
"Okay, vergiss die Milch nicht." Doch die Tür war bereits ins Schloss gefallen. 
Er ging zum Fenster und sah ihr nach. Beobachtete, wie sie durch den tiefen Schnee stapfte und ihre Arme dabei um ihren Körper schlang. Dies ließ einen Hauch Selbstgefälligkeit in ihm hochkommen. Warum hatte sie nicht auf ihn gehört? Jetzt war ihr kalt und sie würde bestimmt krank werden, dachte er.
Wenn er doch zu diesem Zeitpunkt schon gewusst hätte, dass sie nicht mehr zurückkommen würde. Dass er sie ein letztes Mal durch den Schnee stapfen sehen würde. Ein letztes Mal ihre Sturheit die Oberhand gewinnen würde. Er hätte alles anders gemacht. Er wäre ihr nachgerannt und hätte ihr seinen wärmsten Pullover in die Hand gedrückt. Er hätte sie in der Türschwelle noch einmal zurückgerufen, um sie zu küssen und ihr zu sagen, wie sehr er sie liebte. Letztendlich hätte er sie wahrscheinlich gar nicht gehen lassen, sondern hätte sich selbst in den Schnee gewagt.
Dann wäre er nicht unter einer Lawine von Trauer und Vorwürfen erstickt worden. Wäre nicht von seinen Schuldgefühlen zerfressen worden, jedesmal, wenn es schneite, jedesmal, wenn er sich im Haus umblickte, jede Nacht, wenn er auf ihrer Seite des Bettes lag und jeden Tag, wenn ihn einfach alles an sie erinnerte. Ihr Lieblingstee, der ihm entgegenkam, wenn er in der Küche die Schublade öffnete. Wegen diesem Tee schmeckten ihre Küsse morgens immer nach Zimt. Oder die Zimmerpflanze im Wohnzimmer, um die sie sich mit Hingabe gekümmert hatte und die deshalb inzwischen genauso groß war wie sie. Oder das Radio, dass all die fröhlichen Lieder spielte, zu denen sie immer getanzt hatte. Es war wie ein Instinkt. Sobald Musik gespielt wurde, tanzte sie. Nichts konnte sie davon abhalten. Oder die Bäume draußen im Garten. Bei Wind ging sie manchmal hinaus, setzte sich auf den Rand der Terrasse und lauschte dem Rauschen der Blätter.
Jeden Tag wurde er aufs Neue an all das und noch viel mehr erinnert. Bis er irgendwann den Drang verspürte, alles niederzubrennen. Doch das würde bedeuten, sie vollkommen auszulöschen. Er wollte die Erinnerungen nicht verlieren. Auch wenn das bedeutete, jeden Tag das Leid des Verlustes ertragen zu müssen. So blieb wenigstens ein Stück von ihr für immer bei ihm.
Denn als er ihr das letzte Mal hinterher blickte, ahnte er nicht, dass es das letzte Mal sein würde. Alles, was er empfand, war nur ein kleines bisschen Selbstgefälligkeit, weil er Recht behalten hatte, und sah, wie sie fror.



Playlist 2018

Den Post habe ich auch schon letztes Jahr gebracht, aber hey, lass uns eine Tradition daraus machen.
Ich höre eigentlich 24/7 Musik, deshalb verbinde ich ganz besondere Erinnerungen mit bestimmen Liedern. Here we go.

Was du Liebe nennst // Bausa
Der Song wurde so ziemlich auf jeder Party gespielt, deshalb verbinde ich damit mein neues Studentenleben.

The Funeral // Band of Horses

Love Lost // JONAH

Hollaback Girl // Gwen Stefani
Gibt mir sofort mehr Selbstbewusstsein.

Glaub an uns // Vona

watch // Billie Eilish 
Der ultimative Break Up Song für mich.

Roman // Phillip Poisel
Phillip Poisel versteht mich.

IN MELODIEN // Tiemo Hauer

Rollercoaster // Bleachers
Die Bleachers haben so coole Vibes!

Brazil // Declan McKenna
passt zu jeder Stimmung.

Wild Heart // Bleachers

Olalla // Blanco White
Den Song hört man am besten mit einem Lächeln und geschlossenen Augen. Danach ist alles wieder gut, versprochen!

My My My (Acoustic) // Troye Sivan
Troye Sivan hat sein neues Album rausgebracht und ich liebe eigentlich alles.

Talia // King Princess

Complete (Lucky Rose Remix) // Osborne, Lucky Rose

Blood//Water // grandson

Turn (ayokay Remix) // The Wombats, Dagny

Hide // Skinnydip

1999 // Charly XCX, Troye Sivan
Bei dem Song habe ich sofort den Drang zu tanzen, egal wo, egal wie.

Sweet Disposition // The Temper Trap
Das Lied ist eigentlich schon ziemlich alt, aber ich bin bei sowas immer später dran.

Clouds // King & Potter
Newcomer And aus Wien, habe ich auf einem Festival kennen und lieben gelernt.

Middle Finger // Phoebe Ryan, Quinn XCII

Out of Focus - Sixteen - Hell// Chelsea Cutler
Eigentlich alles von Chelsea Cutler.

The Mother We Share // CHVRCHES
Da muss ich immer so laut es geht mitsingen.

Superheroes // The Script
Erinnert mich an eine Kämpferin.

Alles // SAM

The Woods // Hollow Coves 

More than you know // Axwell Ingrosso
So eine Motivation für mich!

Yung Luv // Andrelli, Hearts&Colors
Erst kürzlich entdeckt, aber höre ich total oft.

comethru // Jeremy Zucker
begleitet mich durch die Klausurenphase ("I´m shaking drinking all this coffee" - ja, genau so fühlt es sich an!).

It´s Not Living // The 1975
Hab ich sogar auf vinyl.

Warpaint // 88rising, NIKI
Das perfekte Lied, wenn man morgens im Bad ist und sich fertig macht.

Winnebago // Gryffin, Quinn XCII, Daniel Wilson

Middle of the Night // The Vamps, Martin Jensen

Dangerous Woman // Ariana Grande
Ja, ich bin seit Neuestem Ariana Grande Fan. Keiner ist mehr überrascht als ich selbst. Aber sie rockt.

The Middle // Gavin James

Pacific Coast Highway // Two Friends, MAX

June // Sage Charmaine

The Truth // Mike Posner

Distant // Tate McRae, Sean Lew

Die ersten paar Lieder, also die vom Anfang des Jahres, höre ich jetzt gar nich mehr so gerne. Aber sie haben mich dennoch ein Stück durch das Jahr begleitet.  
Manchmal habe ich diese Momente, da muss ich meine Kopfhörer aufsetzen und die Musik so laut aufdrehen, dass ich meine eigenen Gedanken nicht mehr hören kann. Und dann alles raustanzen.
Ich finde es total spannend zu sehen, wie sich der Musikgeschmack mit der Zeit verändert, deshalb werde ich jetzt mal den Playlist-Post von 2017 auschecken.


Malta (St. Julian´s), November 2018


Die Kunst, Nichts zu tun

Semesterferien. Ich habe mich wirklich aus tiefstem Herzen darauf gefreut, mal eine Weile lang nichts machen zu müssen. Zumindest, bist die nächste Deadline am Horizont auftaucht. Doch den ganzen Tag nichts zu machen, erweist sich als schwieriger als gedacht. Einen Tag lang gerne. Aber mehrere hintereinander? Das ist dann doch etwas langweilig. Da fängt man doch glatt an, die Stimme des schlechten Gewissens zu vermissen, die einem penetrant zuflüstert, wie viel man noch zu tun hat.  Und schon ertappe ich mich dabei, zu überlegen, ob ich nicht schon vorarbeiten soll? Oder vielleicht mal etwas Neues ausprobieren? Gibt es vielleicht etwas, was ich noch nicht geputzt habe?
Der Kompromiss mit mir selbst war nun, meine Leseliste abzuarbeiten. Die ist lang. Und ein Buch schleppe ich schon seit Monaten mit und werde einfach nicht fertig damit. Das spricht nicht gegen das Buch, sondern gegen mein Zeit- und Energiemanagement. Für das neue Jahr nehme ich mir auf jeden Fall vor, mehr Romane zu lesen.
Ich kann jetzt nach zwei Tagen "rumlümmeln" allerdings schon sagen, dass ich wieder mehr Energie habe. Das fühlt sich echt gut an und ist so motivierend. Und deshalb ist es nach einer stressigen Phase auch so wichtig, wieder runterzukommen. Auszeiten nehmen kann ich, wie sich ja auch schon durch den spontanen Trip nach Malta mitten im Semester gezeigt hat.
Was ich auch gemerkt habe, ist, dass ich unglaublich kreativ werde, wenn mir langweilig ist. Seht mich an, wie viel ich in letzter Zeit für diesen Blog schreibe (zumindest für meine Verhältnisse).
Und es beginnt auch schon, in meinen Fingern zu jucken und all die Pinsel und Farben lachen mich an. Oh ja, ich muss wieder mal etwas malen. Mein Talent dafür hält sich zwar in Grenzen, aber darauf kommt es nun wirklich nicht an. Es macht mir Spaß, ich mache das nur für mich und es bringt mich auf andere Gedanken. Ja, Kreativität ist wunderbar und kommt bei mir leider sonst viel zu kurz. Aber es ist gut zu wissen, dass sie auch nach Monaten nicht verloren geht. Sie ist vielleicht unter der Oberfläche verborgen, aber kommt stets wieder zum Vorschein, wenn ich es mal zulasse, dass mir langweilig wird.

Malta (St. Peters Pool), Oktober 2018


Driving Home for Christmas

Bisher habe ich Weihnachten immer damit verbracht, voller Freude auf meine Geschwister zu warten, denn ich bin die Jüngste und wohnte als Einzige noch zu Hause. Dieses Jahr gehöre ich selber zu denen, die an Weihnachten zu ihrer Familie fahren. Und irgendwie hat das etwas Magisches, wie ich finde. Das Semester ist vorbei und überall sehe ich andere Studenten mit Koffern auf dem Weg nach Hause. Das macht mich so glücklich. Überall im Zug sind Menschen auf dem Weg zu ihrer Familie, alle haben ein paar schöne und erholsame Tage vor sich (zumindest hoffe ich das).

Eine Sache, die ich dieses Jahr auf die harte Tour lernen musste, ist, wie wichtig Familie ist.
Bisher hielt ich meine Familie eigentlich für ziemlich normal. Gut, was heißt schon normal, aber wenn die Statistiken von einem Fall sprechen, der nur einmal von tausendmal eintritt, dann habe ich meine Familie zu einer der 999 anderen Familien gezählt.
Aber jetzt sind wir diese eine Familie geworden. Bei der dieser eine Fall eingetroffen ist, der nur einmal von tausendmal eintritt. Und plötzlich sieht man seine Familie als Teil einer Grey´s Anatomy Folge und wünscht sich einfach nur, im falschen Film zu sein.
Und dann merkt man, was Zusammenhalt eigentlich bedeutet. Was es bedeutet, eine Familie zu haben und wie verdammt dankbar ich dafür bin. Eine Familie macht abstrakte Begriffe wie Unterstützung oder zu Hause sichtbar.

Weihnachten ist für mich wie ein Refugium. Ein Ort, zudem Sorgen keinen Zutritt haben. Wo es warm ist und nach Plätzchen riecht.
Jetzt, wo meine Familie so etwas durchmachen musste, nehme ich Weihnachten ganz anders wahr. Und bin einfach nur glücklich, dass langsam alles wieder normal wird und wir uns auf das konzentrieren können, was in der Zukunft liegt und was wir im Jetzt miteinander haben.

Genießt die wertvolle Zeit mit euren Liebsten.

Wien, Dezember 2017

Der Haufen, über den alles geworfen wird

Ich fühle mich in etwa so, wie ich mich genau vor einem Jahr gefühlt habe: Blick auf die Zukunft, das Gefühl, alles noch vor sich zu haben. Leicht verwirrt. Nein, durch und durch verwirrt. Die Frage nach dem Was hat sich eigentlich geklärt. Jetzt kommt die viel wichtigere Frage auf: Wie?
Ich weiß, was ich will. Doch ich habe inzwischen keinen blassen Schimmer mehr davon, wie der Weg dorthin aussehen soll. Dabei habe ich die Startlinie bereits überquert. Doch ich komme an Schildern und Abzweigungen vorbei, die ich aus der Ferne nicht sehen konnte. Ich war naiv, habe mir alles einfacher vorgestellt als es ist. Der Nachteil eines geisteswissenschaftlichen Studiums würde ich sagen.
Mir ist klar geworden, dass ein Leben nicht geradlinig verläuft. Es gibt keinen perfekten Weg.
Selbst ein geschniegelter Lebenslauf ist im Detail chaotisch.
Das Problem sind die unendlichen Möglichkeiten. Ich liebe mein Studium, meine Uni und meine Freunde, aber es gibt noch so viel mehr da draußen. Ich würde am liebsten ein Nebenfach und ein Zweitstudium beginnen (edit: habe ich inzwischen sogar), gleichzeitig noch eine Weltreise machen, mich mehr sozial engagieren, für ein Praktikum oder gerne auch einfach so mal nach Paris, New York, Tel Aviv, Singapur, Kapstadt... Ein Leben reicht einfach nicht aus. Und wenn ich daran denke, wie ich teilweise meine Zeit verschwende, damit, irgendwelchen Menschen nachzulaufen, die mich nicht in ihrem Leben haben wollen, oder damit, der Vergangenheit nachzuhängen.
Ist das wirklich verschwendete Lebenszeit? Oder ist das einfach der Fluch des Menschseins?
Bis vor kurzem war mein einziges Ziel, dahin zu kommen, wo ich jetzt bin. Ich hatte einen Plan vor Augen, den erfolgreich umgesetzt und jetzt stehe ich hier, planlos und verwirrt. Ich bin in einer Phase, aus der (hoffentlich) neue Ziele hervorgehen, aber ich darf meine Träume nicht aus den Augen verlieren. Denn was mich wirklich traurig macht, ist, wenn Menschen ihre Träume vergessen und ein Leben in Komfortzonen führen und das jeden Tag gleich abläuft. Das möchte ich auf keinen Fall. Und deshalb muss ich mich regelmäßig daran erinnern. Denn es ist beinahe meine größte Angst, kein erfülltes Leben zu führen. Ich weiß nicht, woher diese Angst kommt, aber wenn ich in meine Zukunft blicke und dort nur Ungewissheit vor mir liegt, spüre ich einen Druck, diese Leere unbedingt füllen zu müssen.

Edit: Dieser Text ist vor ein paar Monaten entstanden. Hat sich inzwischen etwas geändert? Nicht wirklich. Aber ich habe gerade nicht so viel Zeit, um solchen Gedanken nachzuhängen. Gerade ist ´machen´ angesagt, nicht ´denken´.

Malta (St. Peters Pool), November 2018



Was ich 2018 gelernt habe

Ich habe so einen Post schon letztes Jahr für 2017 gemacht und ich mag die Idee immer noch, so here we go: 18 Dinge, umkommentiert und frei aus meinem Kopf.

1. Ich kann mich selbst überraschen.

2. Liebe kann einen auch krank machen

3. Es gibt manchmal wichtigere Dinge als meine Probleme

4. Mit den richtigen Freunden kann man alles erreichen

5. WGs sind nichts für mich

6. Man kommt auch mit dem Bafög-Höchstsatz im Monat aus, wenn man will

7. Ich bin stark

8. Ich habe richtige Entscheidungen getroffen

9. Familie ist das Wichtigste

10. Forschen macht Spaß

11. Ich sollte mich nicht betrinken

12. Auszeiten sind wichtig

13. Auf dem Land zu wohnen ist cool

14. Man muss sein Glück selbst in die Hand nehmen

15. Ich bin keine Mathe Niete

16. Nach schlechten Zeiten kommen auch wieder Gute

17. Ich komme auch allein klar

18. Wenn man sich weiterentwickeln will, muss man vergangene Selbstbildnisse loswerden. Man kann seine Persönlichkeit jederzeit neu definieren.

Und hier noch mein Lieblingsbild aus diesem Jahr. In den vergangenen Monaten wurden viele Erinnerungen festgehalten. Bilder von lieben Menschen, faszinierenden Orten oder lustigen Momenten. Aber ich habe mich trotzdem für dieses eher unscheinbare Bild entschieden.  Es ist im Januar entstanden, als ich zum studieren in eine neue Stadt gezogen bin. In dem Auto sind all meine Möbel und ich stehe davor, lächelnd, und blicke meiner Zukunft entgegen. Auf diesen Moment habe ich jahrelang hin gefiebert, nichts ahnend, was auf mich zukommen wird.
Ich mag es deshalb so sehr, weil es den Anfang eines neuen, wunderbaren Kapitels markiert. Und es ist die erste Erinnerung in meiner Erinnerungsschatzkiste 2018:


(Sorry für die schlechte Qualität^^)

Wie wir über uns selbst urteilen

Wenn sich das Jahr dem Ende zuneigt, beginne ich immer, zu reflektieren. Was habe ich dieses Jahr gelernt? Was war gut, was war schlecht? Was will ich mit ins neue Jahr nehmen, und was nicht?
Ich habe so einiges gelernt dieses Jahr. Über mich selbst, die Liebe und das Leben.
Eine Erkenntnis erscheint mir besonders wichtig und möchte sie deshalb gerne mit der Welt teilen.
Dazu eine kurze Geschichte vorab:
Zu Beginn dieses Jahres fing ich an zu studieren. Was einem als Erstsemester schnell auffällt, ist, dass die ersten zwei Semester von den Fächern her noch nicht allzu spannende Sachen im Repertoire haben. Da muss jeder Student einfach durch. Wo man auch durch muss, ist Statistik. Statistik sollte mich im zweiten Semester erwarten und ich hatte im ersten Semester schon meine Zweifel.
Ich war doch schon immer eine Niete in Mathe, wie soll ich denn Statistik überstehen, das wird doch von allen Studenten gehasst! Ich sah schon meinen Schnitt flöten gehen und hatte deswegen nur wenige Gründe, mich auf das zweite Semester zu freuen. Aber am Ende des ersten Semesters sprach ich mit jemandem, der Statistik gerade hinter sich hatte. Mit 1,0.
Wow, der muss ein Genie sein, dachte ich mir.
Was er mir dazu zu sagen hatte, stellte sich als unglaublich weise heraus: Man darf nicht mit dem Gedanken an Statistik heran gehen, dass es sowieso nichts wird. Statistik ist nicht schwer, aber viele sehen das nicht, weil sie von Anfang an negative Vorurteile haben. Lass es einfach auf dich zu kommen und schau, wie du zurecht kommst.
Und aus irgendeinem Grund habe ich mir diesen Rat zu Herzen genommen. Ich habe mir von da an keine Sorgen mehr gemacht. Ich habe Statistik angenommen, ohne mir Gedanken darüber zu machen,  ob ich es jetzt mag oder nicht. Ich habe alle Aufgaben gemacht, mich gefreut, wenn am Ende des Zahlenbergs ein richtiges Ergebnis stand und gewann deshalb mehr und mehr Selbstvertrauen. Und jetzt am Ende des zweiten Semesters habe ich Statistik hinter mir. Mit 1,0. Und dadurch wurde mir klar, dass ich keine Mathe Niete bin. Gut, Statistik ist keine höhere Mathematik, aber damals in der Schule hätte ich das nicht gepackt. Aus vielen Gründen: Zum einen mein Umfeld. Weil damals alle schon irgendwie gewohnt waren, dass ich Mathe nicht kann: Meine Lehrer, meine Klasse, meine Eltern, meine Nachhilfe. Durch all diese Menschen wurde ich in die Schublade "Mathe-Niete" gesteckt. Natürlich nicht böswillig oder mit Absicht, aber es hatte dennoch Auswirkungen. Und weil ich schon als Kind nicht gut in Mathe war, habe ich diese Schublade als einen Teil meiner Persönlichkeit angenommen. Darüber habe ich mich definiert. Sogar ziemlich stark.
Jetzt in der Uni war alles neu. Die Professoren, meine Kommilitonen, und die Tatsache, dass ich nicht mehr bei meinen Eltern wohnte. (Natürlich liebe ich meine Eltern, versteht das nicht falsch!).
Durch das neue Umfeld, was mich noch in keine Schublade gesteckt hatte, konnte ich mich komplett neu definieren. Ich war so motiviert, es allen zu beweisen, wollte endlich mal überdurchschnittlich sein und abgehen wie eine Rakete. In der Schule waren all diese Vorurteile schon so verankert, dass ich keinen Raum dafür hatte. Ich war durch das Umfeld, aber vor allem auch durch mich selbst gefangen.
Und diese Erkenntnisse lässt sich auch auf andere Lebensbereiche übertragen.
Als ich klein war und meine Eltern Besuch bekamen, war ich oft ziemlich still und unscheinbar. Meine Mutter erklärte dann immer, dass ich nunmal schüchtern sei. Und das hörte ich so oft, dass ich das irgendwann als einen Charakterzug annahm und mir selbst sagte, ich sei nunmal schüchtern.
Aber warum muss ein Gesetz aus meiner Kindheit denn heute immer noch gelten? Wer sagt mir, dass ich schüchtern bin, außer mir selbst? Beziehungsweise sollte es mir heute doch egal sein, was andere glauben wer ich bin? Mein Charakter gehört mir und sollte deshalb nur von mir definiert werden. Und wenn ich nicht mehr schüchtern oder eine Mathe Niete sein will, dann muss ich aufhören, mir das ständig zu sagen. Ich kann mich jederzeit neu definieren. Ich kann sein wer ich will. Und ihr könnt das auch.