Ode an die Langeweile

Was will man mehr vom Leben, als jemanden, mit dem man an einem Sonntag Nachmittag gemeinsam faulenzen kann?

Mein Wochenende ist bisher eher langweilig. Das finde ich toll. Wenn mir lange genug langweilig ist, kommt irgendwann wieder meine Kreativität aus der einen Ecke meines Körpers gekrochen, in die sie der Stress verbannt hat. Und dann will ich schreiben. Und das mache ich jetzt.
Mir ist inzwischen nur noch sehr selten langweilig. Im Grunde könnte ich auch in diesem Moment etwas für mein Fernstudium machen, aber ich hatte schon lange kein langweiliges Wochenende mehr, und werde auch demnächst keines mehr haben, deshalb habe ich mir jetzt mal ganz bewusst diese Zeit genommen. Oder anders gesagt: prokrastinieren für Vielbeschäftigte.
Nein, ich lasse mir da jetzt kein schlechtes Gewissen einreden. Je mehr man zu tun hat, desto wichtiger ist es, sich auch mal Zeit fürs Nichts-tun zu nehmen. Wenn man nach einiger Zeit dann sogar wieder seine Kreativität begegnet, ist die Zeit noch wertvoller. Oder einfach mal wieder ein Buch lesen, Yoga machen, in der Hängematte im Garten dösen, ein Nickerchen machen....
Solche Dinge sind wichtig! Je weniger man dazu kommt, desto wichtiger werden solche Dinge.
Gerade introvertierte Personen brauchen diese Tage, um den Akku wieder aufzuladen. Und so lernt man auch, mit sich selbst allein zu sein. Denn man vergisst sich selbst schnell, wenn man nur mit anderen Dingen und Personen beschäftigt ist. Aber wir selbst sind unsere treuesten Begleiter, unser Körper unser einziges wirklich beständiges zu Hause. Das sollte man nicht unterschätzen.
Denn wenn der Schmerz irgendwann da ist, egal ob physisch oder psychisch, dann ist alles andere egal und dann bereut man es so sehr, sich nicht eher um sich selbst gekümmert zu haben.

Wow okay, ich hatte eigentlich nicht vor, das Thema "Langeweile" so ausarten zu lassen. Ich merke einfach, wie gut mir solche Tage ab und zu tun. Länger als 1-2 Tage halte ich das aber auch nicht aus. Aber wenn man wochenlang "busy" ist, schätzt man so ein gemütliches Wochenende doch sehr. Die Zeit vergeht dann wieder etwas langsamer. Man findet zu sich selbst und zu seinen Träumen zurück, entdeckt wieder die eigene Antriebskraft.
Und gerade in den Social Media beherrschten Zeiten hat man schnell das Gefühl, man verpasst etwas, wenn man den Samstag nicht in der angesagten Strand Bar oder sonst einem "Insta Hot Spot" verbringt, sondern einfach alleine zu Hause bleibt.
Deshalb plädiere ich hier jetzt mal für mehr Langeweile. Nehmt euch Zeit dafür. Genießt es. Und startet am nächsten Tag wieder durch.

Stuttgart, Juni 2019