Wenn niemand an dich glaubt, musst du an dich selbst glauben

Ist es nicht total faszinierend, wie sich das Selbstbild teilweise von dem Bild, was andere Menschen von uns haben, unterscheidet? Ich sehe meine eigenen Talente gar nicht, denn für mich ist es ja nichts besonderes, eine Sache gut zu können, weil das bei mir eben immer schon so war. Ich sehe bei anderen dafür Dinge, die ich selber nicht kann und manchmal bin ich da auch ein klein wenig neidisch.
Und dann trifft es mich aus heiterem Himmel, wenn plötzlich jemand auf mich zukommt und sagt, dass er beeindruckt davon ist, was und wie ich es tue. "Oh, echt? Das ist doch gar nichts!", denke ich mir dann und habe in meinem Kopf Menschen vor Augen, die noch viel krasseres leisten. 
Aber in jedem Menschen schlummert ein besonderes Talent. Manchmal dauert es etwas, bis es aufwacht und ausgelebt werden will, aber esvsteckt von Anfang an in uns. 
Ist es nicht schön, dass wir alle unterschiedliche Dinge gut können und uns somit perfekt auf so vielfältige Art ergänzen?
In unserer Gesellschaft ist es jedoch nicht gerne gesehen, wenn man sich selbst zu hoch lobt. Damit bin ich zumindest aufgewachsen. Und teilweise war ich deshalb abhängig vom Lob anderer. Ich habe schon so viel gemacht, nur um von anderen zu hören, dass sie stolz auf mich sind. Dabei lebe ich dieses Leben ja für mich, nicht für andere. Warum ist es soviel überzeugender, wenn jemand anderes mir sagt, dass er an mich glaubt, als wenn ich das selbst zu mir sage? Und was passiert, wenn es niemanden mehr gibt, der mir das sagt? Dann bleibe ja nur noch ich übrig, die mir das sagen kann. 
Ich sollte lernen, mir selbst mehr zu vertrauen. 

Niagara Falls, April 2019