Groß denken

Liebe Leser,

neulich ist mir bewusst geworden, dass ich Teil einer Universität bin.


Uni·ver·si·tät
/Universitä́t/
Substantiv, feminin [die]
  1. in mehrere Fakultäten gegliederte [die Gesamtheit der Wissenschaften umfassende] Anstalt für wissenschaftliche Ausbildung und Forschung; Hochschule




eine Universität ist eine Anstalt für Forschung. Bisher habe ich mich davon noch nie angesprochen gefühlt, aber mir ist klar geworden, dass ich auch eine Wissenschaftlerin sein könnte, beziehungsweise bin ich das sogar schon. Ich arbeite derzeit in einer Gruppe an einem Forschungsprojekt, habe mich selbst aber nie als Wissenschaftlerin gesehen. Ich weiß gar nicht, woran das liegt, aber ich fühle mich teilweise nicht klug genug, um über das tägliche zusammenfassen und Fakten auswendig lernen hinaus zu gehen und Neues zu erforschen. Obwohl ich das doch jederzeit machen könnte. Ich glaube, man muss solche Zweifel einfach ausblenden und loslegen. Vorausgesetzt, man findet ein Forschungsthema, für das man brennt.
Ich habe vor ein paar Tagen eine Schlüsselinspiration bekommen, die diesen ganzen Denkprozess bei mir angestoßen hat: Ein wissenschaftliches Journal führen. Ein Notizbuch, wie Da Vinci, indem alle großen Ideen aufgeschrieben werden. Große Ideen? Gibt es die heutzutage überhaupt noch?
Oft ist es so, dass man gar nicht weiß, ob eine Idee groß ist. Selbst bedeutende Entdeckungen von großen Wissenschaftlern wurden oft nicht sofort als solche erkannt. Meist waren es zufällige Nebensächlichkeiten, die anfangs dementsprechend abgetan wurden. Oder man stößt auf eine Kleinigkeit, und erkennt erst später, welche Wellen diese nach sich zieht.
Diesen Gedanken finde ich unglaublich spannend. Wichtig ist, sich von Bewertungen und seinem inneren Kritiker zu lösen und seinen Ideen freien Lauf zu lassen. Und ganz wichtig: Genauso wertfrei und ohne nachdenken alles aufschreiben. Das muss weder ästhetisch ansprechend noch präsentationsreif sein.
Ich selbst habe noch nicht damit angefangen, aber die Idee lässt mich nicht los. Solch ein Journal kann einem während Hausarbeiten und Uniprojekten begleiten, um Raum für die Dinge zu geben, die man noch nicht in sein Paper selbst schreiben möchte, weil man noch zu unsicher ist. Es kann aber auch Privat genutzt werden, denn oft kommen einem große Ideen ja mitten im alltäglichen Leben. Manchmal ist eine Idee ja auch erst in ein paar Monaten nützlich. Dann lohnt es sich, ab und zu zurück zu blättern und sich von vergangenen Gedanken neu inspirieren zu lassen.
Schon allein dadurch würde ich mich selbst viel eher als Wissenschaftlerin fühlen.
Ich habe so etwas nie in Erwägung gezogen, aber ich probiere immer gerne neue Dinge aus und bin aufgeschlossen, wenn ich mich inspiriert fühle. So wie jetzt.