Ein Sommerwunder

Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich die drei Sommermonate jemals rumkriege. Die ersten Wochen haben sich so gezogen. Aber irgendwann habe ich aufgeschaut und es waren über zwei Monate vorbei. Das muss Magie gewesen sein. Mein Sommer war nicht der klassische Abenteuer- und Strandsommer. Ich war die vollen drei Monate im Praktikum in einer Stadt, die ich ein paar Jahre zuvor noch nahezu gehasst habe. Ich habe alle beneidet, die richtig in den Urlaub gefahren sind und habe meine Unistadt und meine Freunde dort sehr vermisst. Jetzt neigen sich die Semesterferien dem Ende zu. Das Praktikum dauert nur noch anderthalb Wochen. Und wie immer fange ich in der Endphase an zu reflektieren. Was habe ich gelernt, was kann ich aus den letzten Monaten mitnehmen, was war gut, was muss zukünftig besser laufen?
Der Sommer war teilweise sehr herausfordernd. Ich hatte oft das Gefühl, auf mich allein gestellt zu sein, hatte finanzielle Probleme und oft das Gefühl, nicht genug gefordert zu sein. Dafür durfte ich tolle Menschen kennen lernen, mein Band mit alten Freunden festigen und vor allem konnte ich nach 7 Jahren meinen Bruder wiedersehen. Und das ist wunderbar. Es gibt nichts wertvolleres als tiefgreifende Beziehungen mit Menschen. Ich bin so dankbar, dass ich diesen Sommer diese Chance bekommen und genutzt habe. Und deshalb spielen die ganzen "Strapazen" überhaupt keine Rolle. Denn all das vergeht, während zwischenmenschliche Beziehungen erhalten bleiben.
Ich bin einfach sehr dankbar für diesen Sommer und alle Erfahrungen, die ich gemacht habe. Ich glaube ich bin sehr gewachsen. Wenn ich klug bin, werde ich das Gelernte in der Zukunft auch anwenden. Aber das beengende Gefühl, welches aufkommt, wenn einem klar wird, dass man sich nicht mal mehr Lebensmittel leisten kann, werde ich wahrscheinlich niemals vergessen.
Eine verrückte Zeit war das. Weit von meiner Komfortzone entfernt. Ich werde erstmal eine Woche in meinem Refugium brauchen, um mich davon zu erholen.

PS: stellt euch vor, ich habe es sogar auf eine Schaukel geschafft

Stuttgart, Birkenkopf, August 2019




Planlos

Heute ist irgendwie ein schwieriger Tag. Alles hat so schön angefangen mit der Planung von Team Calls und der Umstrukturierung  meines digitalen Ordnungssystems. Solche Dinge machen mich (seltsamerweise) unfassbar glücklich. Gleichzeitig bin ich derzeit aber gezwungen, mir über ein paar ernsthafte Dinge Gedanken zu machen. Da geht es um nicht vorhandenes Geld und mein Studium. Soll ich das Zweitstudium hinschmeißen? Noch bevor ich überhaupt die ersten Klausuren geschrieben habe? Und wie überlebt man einen Monat lang mit einem zweistelligem Kontostand? Das sind wahrscheinlich so typische Probleme, die man in seinen Zwanzigern hat. Glorious Times.
Am Ende werde ich irgendwie alles hinkriegen, so war es bisher schließlich immer. Aber bis dahin schleppe ich so ein erdrückendes Gefühl mit mir herum.
Bei dem Thema Geld kann ich definitv noch einiges lernen. Und zugegeben, mein derzeitiger Lebensstil bringt Ausgaben mit sich, die nicht zu meinen Einnahmen passen. Die nächsten Wochen werde ich auf einiges verzichten müssen. Den Besuch in der Heimat zum Beispiel. Das bricht mir das Herz, aber es ist einfach nicht drin. Im September wird erstmal gespart würde ich sagen.
Wegen dem Zweitstudium habe ich jedoch absolut keinen Plan. Im nächsten Monat sind eigentlich Klausuren aber ich weiß einfach nicht, wann ich darauf lernen soll. Und wenn ich mich nicht ausreichend vorbereiten kann, lohnt es sich dann überhaupt, zu den Klausuren anzutreten? Oder will ich es doch probieren und dann nach den Noten entscheiden? Dann hätte ich jedoch noch eine Weile (unnötigen) Stress deswegen. Meine anderen Projekte haben nunmal höhere Priorität. Und machen so viel mehr Spaß. Da stecken so viel Leidenschaft und Herzblut drin. Im Zweitstudium jedoch hauptsächlich Ahnungslosigkeit und ein schlechtes Gewissen. Vielleicht hab ich hier inzwischen meine Grenze erreicht. Mir platzt gleich der Kopf. Zu viele schwerwiegende Gedanken. Ich glaube das Zweitstudium belastet mich mehr als dass es mich beflügelt. Das ist es vielleicht einfach nicht wert. Ich habe aber Angst, dass ich es in Zukunft bereuen werde, wenn ich das Studium abbreche. Mein Jura-Wissen könnte ich eines Tages vielleicht auch einsetzen, um Menschen zu helfen. In Sachen Asylrecht zum Beispiel. Andererseits kann ich natürlich auch nicht alles machen und jedem helfen. Würde ich aber gerne.
Ja, das bin ich: Stella, 20 Jahre, möchtegern Weltretterin.
Willkommen in meinem Leben. Gedankenchaos, Weltschmerz aber auch ganz viel Lebensfreude.
Ich weiß nicht, ob dieser Beitrag sinnvoll ist und ob ich ihn überhaupt veröffentlichen soll. Aber das ist jetzt einfach mal ein kleiner Ausdruck meiner Planlosigkeit.

Confusion:
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