Dealing with Life

Heute widme ich meinem Alltag mal einen Artikel. Gerade ist eine Phase, in der alles gleichzeitig gemanagt werden will und das ist eine tolle Herausforderung! Ich verliere mich ein wenig zwischen Uni, Projekten, Zukunftsplanung und Sozialleben. Normalerweise sind die Hochphasen in diesen Bereichen unterschiedlich. Da hat man eine Woche besonders viel Uni-Stress, dann steht wieder die Familie an erster Stelle. Aber es kommt auch vor, dass auf der Prioritätenliste alles nebeneinander steht. Solange ich weiß, dass ich die Deadlines irgendwann hinter mich bringen werde, ist das auch völlig in Ordnung, denn an seinem Zeitmanagement sollte man immer feilen. Und je besser man darin wird, desto mehr Dinge fallen gleichzeitig an, das schein irgendwie ein Naturgesetz zu sein.
Ich bin (im Nachhinein) total fasziniert davon, wie es kommt, dass man am Ende doch immer irgendwie alles hinkriegt ohne zu wissen, wie genau es dazu gekommen ist. Und dann sieht man in den Spiegel und erkennt, dass man sich in den letzten Wochen weiterentwickelt hat, an seinen Aufgaben gewachsen ist. Und in diesem Moment darf man ein klein wenig stolz auf sich sein. Wenn ich daran denke, was für ein Mensch ich vor 2 Jahren war, dann erkenne ich mich selber nicht wieder.  Und ich muss sagen, dass mir die Richtung, die ich gerade mehr oder weniger unbewusst einschlage, ziemlich gut gefällt.
Ich bin ein sehr leidenschaftlicher und emotionaler Mensch und deshalb gibt es bei mir entweder ein Hoch oder ein Tief. Gefühlslagen dazwischen sind eher die Seltenheit. Wenn ich mich über etwas freue, dann richtig. Dann springe ich durch meine Wohnung oder die Uni-Mensa, umarme jeden der sich mir nähert und kann nicht mehr aufhören zu grinsen. Selbst wenn es nur die Zusage für einen popeligen Studentenjob in der Unibibliothek ist. Dafür sehe ich auch sofort schwarz, wenn irgendwas nicht so gut läuft. Dann kommen unmittelbar grundlegende Zweifel in mir hoch und ich bin gewillt, alles aufzugeben um eine Strandbar auf Bali zu eröffnen. Oder so ähnlich. Das Gute ist, dass ich mir inzwischen darüber bewusst bin. Und ich weiß, dass ich am Ende alles irgendwie hinkriege und dort lande, wo ich es mir erträumt habe. Daran zu glauben fällt natürlich mal mehr, mal weniger schwer aber je öfter ich diese Erfahrung mache, desto gefestigter wird der Glaube daran.
Ein sehr kluger Mensch hat mir einmal gesagt, dass ich auf keinen Fall versuchen soll, eine goldene Mitte zwischen diesen Gegensätzen zu finden, sondern daraus meine Motivation und Energie schöpfen soll, weil es mich auf Dauer nicht glücklich machen würde, nur das eine oder andere Extrem zu leben. Und seit mir das gesagt wurde, hat sich das schon sehr oft bestätigt. Und je stärker ich diese Einstellung in mein Leben integriere, desto mehr kann ich daraus ziehen. Dadurch finde ich nach und nach zu mir selbst. Nicht, indem ich mich jemals einpendele, sondern durch ein stetiges Hin und Her und Auf und Ab. So soll es bleiben. Alles andere wäre ja langweilig.

Hamburg, Januar 2019


Zu früh gefreut?

Ich hatte mir ja gewünscht, dass das Jahr 2019 etwas ruhiger wird. Am liebsten auf eine unbeschwerte und schöne Art und Weise. So unbeschwert und schön wie das Gefühl, auf einer Schaukel hin und her zu schwingen. Oder sich auf dem Meer treiben zu lassen, während die Sonne für einen scheint. Oder so sehr lachen zu müssen, dass einem der Bauch weh tut. Ja, das wäre schön.
Aber das Gegenteil ist der Fall. Die Realität hat bereits zugeschlagen. Es sind noch nicht einmal zwei Wochen vergangen und ich habe schon eine Achterbahnfahrt hinter mir.
Ähnlich wie in den letzten Semesterferien. Ich weiß noch nicht, ob ich das lustig finde. Nein, ich glaube nicht. Ich bin wieder an einem Tiefpunkt, habe mich wieder einmal mehr oder weniger selbst in diese Situation gebracht und muss da jetzt wieder einmal alleine rauskommen. Zwei Dinge habe ich dabei schon gelernt: 1. Erwachsenen-Fehler wiegen viel schwerer, müssen viel länger ausgebadet werden und haben meistens etwas mit Geld zu tun; 2. Erzähl nicht sofort jedem, wenn VIELLEICHT demnächst etwas tolles passiert. Denn am nächsten Tag kann das schon wieder ganz anders aussehen.
(Nein, ich bin nicht schwanger ;) )
Und genau wie in den letzten Ferien habe ich keine Ahnung, wie es so weit kommen konnte und das dringende Bedürfnis, etwas ändern zu müssen. Ich mag Ferien nicht. Das ganze Semester über herrscht Chaos und man wirbelt durchs Leben ohne das man irgendwas um sich herum mitbekommt. In den Ferien wird man dann plötzlich ausgebremst. Man bekommt einen Wahrheits-Spiegel (ohne Filter) vorgehalten und sieht, wer man die letzten Monate über geworden ist. Das ist nicht unbedingt ein schöner Anblick. Ich will nicht sagen, dass ich mich selbst nicht mag oder so. Es ist mir nur manchmal ein Rätsel, wie ich jemals in diese erwachsene Gesellschaft passen soll. Es ist leicht, so zu tun, als ob, aber es dann wirklich durchzuziehen ist deutlich schwieriger als gedacht. Die Gesellschaft und das Leben wäre schön wenn alle einfach zusammen barfuß im Sommerregen tanzen würden. In der Realität ist das aber nicht so. Das ist nichts Neues, ich weiß, aber ich bin noch nicht ganz bereit, meine Naivität aufzugeben und mich durch diese Gesellschaft zu kämpfen. Ich würde mein Leben gerne so gut es geht genießen. Wisst ihr, wie lange ich nicht mehr auf einer Schaukel gesessen bin? Ich weiß es nicht mehr.
Es ist paradox. Meine Vorstellungen von einem guten Leben sind genau das Gegenteil von dem, was die "Gesellschaft" unter einem guten Leben versteht.
Anstatt die Sommermonate zum Beispiel auf Schaukeln, Wellen und berieselt von Sommerregen zu verbringen, werde ich hart arbeiten müssen: Klausuren, Zweitstudium, Vollzeitpraktikum. Vorausgesetzt es läuft gut und ich finde einen Platz. Vorausgesetzt. Es. Läuft. "Gut".
Und wenn ich keinen Platz finde und Zeit für all diese schönen Dinge hätte, bedeutet das, dass ich versagt habe. Willkommen bei den Erwachsenen.
Mir ist klar, das ist Jammern auf sehr hohem Niveau und ich kann mich glücklich schätzen, so ein Leben zu führen und all diese Möglichkeiten zu haben. Und meistens bin ich das auch. Und natürlich habe ich mich bewusst dafür entschieden. Weil ich weiß, oder wenigstens hoffe, dass es das alles irgendwann wert ist. Ich arbeite jetzt dafür, später noch viel mehr arbeiten zu können. So gesehen werde ich ohnehin nie wieder Ferien haben. Hat wohl alles Vor- und Nachteile. Und selbst wenn ich mal irgendwo eine Auszeit einschiebe, wird diese immer von einem schlechten Gewissen begleitet sein.
Aber dann kommen diese Momente, in denen ich an Schaukeln denke. Oder an das Meer oder Sternschnuppennächte oder an den Sommerregen. Ich brauche dringend eine Pause von dieser oberflächlichen Welt, wo alle anderen Menschen bloß Konkurrenten sind und man erst dann erfolgreich ist, wenn man egoistisch ist.

Prater, Wien, August 2018