Das ist doch kein Leben!

Aber das ist doch kein Leben!
Diese Worte waren ein Messerstich ins Herz, als meine Mutter sie zu mir sagte.
Ich hatte eine sechsstündige  Zugfahrt hinter mir und schlimme Rückenschmerzen. Mein Rücken macht mir schon seit einer Weile Probleme. Zuerst dachte ich, das gibt sich irgendwann von selbst. Hat es nicht. Dann fing ich an, regelmäßig Yoga zu machen und dachte mir, nach ein bis zwei Wochen habe ich das dann im Griff. Hatte ich nicht. Also  ging ich doch zum Arzt, der mich hier und da verdrehte und verrenkte und mich dann mit den Worten verabschiedete: "in ein paar Tagen ist es besser". War es nicht. Ich habe weiterhin Yoga gemacht, die Schmerzen irgendwie ausgehalten und mich zusammengerissen. Für das Sommerpraktikum musste ich dann in eine andere Stadt ziehen. Davor fängt man natürlich auch keine Therapie an. Der Arbeitsalltag besteht hauptsächlich daraus, am Schreibtisch zu sitzen. Die ersten 2 Wochen waren die Hölle. Dann kam das Wochenende bei meinen Eltern, die zwar schon von meinen Problemen wussten, mich aber noch nie "live" damit erlebt hatten. Ich weiß noch, wie ich damals in die Wohnung kam, in der Küche saß und mich nur darauf konzentriert habe, nicht los zu heulen. Seltsamerweise kann ich vor meinen Eltern nicht weinen. Ich warte damit immer, bis ich alleine bin. Ich glaube in den letzten 5 Jahren habe ich öfter in der Öffentlichkeit geweint als vor meinen Eltern. Naja, anderes Thema.
Das Ding ist, ich habe wegen körperlichen Beschwerden niemals Mitleid mit mir selbst. Ich denke mir dann immer "komm, jetzt reiß dich zusammen", "du hast keinen Grund, jetzt rumzuheulen", "andere Leute stehen viel schlimmere Sachen durch".
Aber zu sehen, wie besorgt meine Mutter war und diese Worte zu hören, hat bei mir einen Schalter umgelegt. Stimmt, jeden Tag Schmerzen zu haben und nicht sitzen zu können ist kein Leben. Ich bin doch erst 20, wie sollen die nächsten 60 Jahre meines Lebens aussehen? Ich habe vor ein paar Wochen Volleyball mit meinen Freunden gespielt und war unfähig, dem Ball hinterherzurennen. Oder danach gemütlich am See zu liegen, weil keine Position die richtige war.
Ich sehe mein eigenes Leid immer erst, wenn ich merke, dass andere Menschen sich sorgen machen.
Davor kann ich sowas immer ganz gut verdrängen.
Inzwischen sind einige Wochen vergangen. Ich war nochmal beim Arzt, dann beim Orthopäden, dann beim MRT und nächste Woche bekomme ich endlich eine Therapie und ich freue mich schon sehr darauf und bin einfach froh, dass ich das für mich und meinen Körper tue.
Aber auch das Yoga zeigt inzwischen Wirkung. Ich bin wieder fähig, zu sitzen, solange ich den Bewegungsausgleich habe. Und die Schmerzen sind nicht mehr permanent, sondern nur noch ab und zu. Ich war ja schon immer ein Fan von Yoga, aber jetzt habe ich nochmal richtig gemerkt, wie gut mir das tut.
Rückenschmerzen hat glaube ich jeder Mal, in unterschiedlichster Art und Weise. Ich wollte hier eigentlich nur mal alle daran erinnern, gut auf ihren Körper zu achten. Bewegt euch und schafft einen Ausgleich zum Sitzen, nehmt die Treppen, lauft die eine Ubahn Station, dehnt euch und esst gute Sachen. Im Grunde ist es doch einfach. Bewegung ist sogar umsonst und in gesunde Lebensmittel zu investieren, heißt, in sich selbst zu investieren.

Photo by Nik MacMillan on Unsplash
 PS: Leider habe ich gerade nicht viele schöne eigene Bilder, weil ich den ganzen Tag eigentlich nur arbeite. Deswegen müssen zur Zeit lizenzfreie Bilder aus dem Internet herhalten.